Die Kunst, es nicht ALLEN RECHT zu machen
Ich bin überzeugt, Sie kennen mit Sicherheit die Klassiker-Aussage: „Allen Recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann“.
Ich kann mir vorstellen, dass das auch Ihnen täglich im privaten und beruflichen Alltag passiert. Egal, wie man es dreht und wendet. Man kann es nicht allen Leuten Recht machen. Immer eckt man irgendwo an. Man stößt auch auf Gegenmeinung und nicht immer sind diese konstruktiv.
In Dialogen ist es auch oft schwer herauszufiltern, ob nun eine ablehnende Haltung, eine Kritik ernst gemeint ist. Ob es dann vom Dialogpartner ernst gemeinte, positive Gegenvorschläge gibt oder ob die ablehnende Haltung ganz andere Gründe hat. Vielleicht passt die Chemie zwischen den Beiden oder einer Gruppe nicht. Es könnte auch gut sein, dass das Gegenüber grundsätzlich ein Mensch ist, der viel häufiger gerne dagegen ist als dafür. Es gibt auch die Runterzieher, Jammertäler-Anhänger, Schwarzmalerei-Aktivisten, die immer sofort in allen das Negative sehen und selbst Positives dadurch enorm an Glanz verliert.
Durch meinen Beruf als Wirtschaftstrainer kenne ich solche Situationen nur all zu gut. Ich weiß ganz genau, wenn ich z.B. am Abend einen Vortrag vor 100, 200 und mehr Menschen abhalte, dass nicht immer alle freiwillig dabei sind. Vielleicht hat der Chef die Meinung vertreten: „Ja, das was Herr Panhölzl sagt, ist gut.“ Er hat mich vielleicht schon einmal gehört oder ist durch die Aussendung einfach positiv gestimmt.
In dieser Phase kommt ihm in den Sinn: „Ich nehme gleich ein paar Mitarbeiter, Führungskräfte, Kollegen, etc. mit.“ Sie können sich gut vorstellen, dass dann in Vorträgen & Seminaren auch Teilnehmer sitzen, die müssen, aber nicht wollen. Es ist dann sein, dass Teilnehmer gedanklich gar nicht bei der Sache sind. Sie sehen dies eher als Qual, dass sie z.B. heute keinen freien Abend haben, den Sie lieber mit Ihren Freunden, zu Hause, am Stammtisch, beim Sport, usw. verbringen wollen. Das alles, was sie also sonst gerne machen, geht heute nicht, weil der Chef einfach anders entschieden hat. Er muss heute da sitzen und sich den Panhölzl anhören.
Eine solche negative Haltung führt unausweichlich dazu, dass einige Teilnehmer wie oben nicht bei der Sache sind und meinen Ausführungen nicht folgen. Das bedeutet also: Wenn Sie konzentriert bei der Sache wären, würden Sie wahrscheinlich feststellen: „Ah, das ist etwas für mich. Das passt genau. Damit kämpfe ich jeden Tag. Das ist ein gutes Rezept, ein toller Lösungsvorschlag von Herrn Panhölzl.“
Doch so weit kommt es nicht, weil bereits eine Abwehrhaltung eingenommen wurde und da dringt nichts mehr durch. Ich erkenne auch sehr schnell die Personen, die eher unlustig anwesend sind, weil ich die Teilnehmer alle gleichzeitig sehe.
Ich freue mich sehr, dass ich es seit über 15 Jahren der überwältigenden Mehrheit schaffe, sie mitzureißen, dass sie die Lösungen von mir wirklich erfolgreich umsetzen können und diese in der Praxis funktionieren. Wenn ich mit meinen Ausführungen in Tagesseminaren, Vorträgen, usw. beginne, weiß ich eines ganz genau: Allen werde ich es nicht Recht machen können. Alle sind nicht bei der Sache. Einige werden mich ablehnen.
Thomas Gottschalk hat es einmal wunderbar auf den Punkt gebracht. Er sagte: „50 % der Deutschen hassen mich. 50 % der Deutschen lieben mich.“ Man muss als erfolgreicher Mensch ab und zu polarisieren, denn sonst kann man auf der Karriereleiter nicht ganz oben stehen. Bei der Ausübung meines Berufes habe ich auch immer wieder damit zu tun, mir Erfolgsstorys genauer anzusehen. Und ich kann hier die Aussage von Thomas Gottschalk nur unterstreichen: Menschen, die sehr erfolgreich sind, polarisieren und haben nicht nur viele Fans, Leute, die sie mit Begeisterungsstürmen empfangen, sondern auch solche, die sie total ablehnen.
Ein Teilnehmer hat zu mir einmal im Vortrag gesagt: „Naja Herr Panhölzl, ich bin nicht ganz mit Ihren Ausführungen einverstanden. Sie schreien auch so laut. Sie geben auf der Bühne so viel Gas. Sie bringen so viele Beispiele. Das Ganze kann man auch ruhiger, sachlicher & wissenschaftlicher aufbereiten.“ Ich sagte: „Ja, da haben Sie Recht. Ich könnte auch anders referieren. Ich muss aber sagen, ich mache kein Minderheitenprogramm. Warum soll ich für einige wenige meinen Vortragsstil umbauen, wenn doch die überwältigende Mehrheit zufrieden ist. Schauen Sie, ich erhalte von meinen Teilnehmern permanent Dankesschreiben. Tolle Aussagen auf allen möglichen Kommunikationskanäle. Warum sollte ich diese gefährden, nur weil es ein paar nicht gefällt? Es ist nun einmal so im Leben. Ich kann es nicht allen Recht machen.“ Diese Personen sind dann wirklich böse. Denn ich habe sie nun auch noch verletzt. Einer hat dann gesagt: „Was heißt denn Minderheitenprogramm? Ich bin doch keine Minderheit?“ Ich sagte: „Aktuell schon!“
Diese Beschwerden kommen sehr selten vor. Aber man muss sie akzeptieren. Ich möchte betonen: Akzeptieren! Denn eines lernt man auch: Irgendwann einmal zieht man sich eine dicke Haut an und kann eine konstruktive Kritik von „Bla Bla-Aussagen“ unterscheiden.
Genau so ist es beim Kunden: Nicht alle Kunden passen zu einem. Man kann nicht in jeder Zielgruppe fischen. Was beim Einen wunderbar funktioniert ist, beim Anderen ein Flop. Eines muss uns allen klar sein: Selbst die Top-Erfolgreichen dieser Welt, anerkannte, weltweit operierende Firmen, usw. produzieren ebenfalls Flops. Und zwar am laufenden Band.
Selbstverständlich überwiegen die erfolgreichen Phasen in diesen Firmen. Eines muss aber jeden klar sein, der erfolgreich sein will: Auf dem Weg dorthin wird es Ausrutscher geben. Es werden Dinge unrund laufen! Selbst die toll klingendsten Projekte werden nicht funktionieren und man muss einen Schiffbruch hinnehmen. Ich bin überzeugt: Es gibt auch keinen Spitzen-Erfolg ohne diese tiefen Täler.
Genauso verhält es sich dann, wenn es darum geht, Erfolge abzusichern. Einmal erfolgreich ist nur eine Momentaufnahme. Dauerhaft erfolgreich bedeutet, dass man sich wirklich permanent für die Erhaltung dieses erfolgreichen Zustandes engagieren muss. Man muss auch in solchen Phasen Tiefschläge hinnehmen. Hier tun sie besonders weh. Man hat es ja schon geschafft. Man hat es bereits bewiesen, dass man es kann. Und auf einmal, genau in diesem einen Moment, funktioniert es nicht so, wie es sein sollte.
Auf einmal hängt ein neues Projekt, eine Idee, ein Vertriebskanal. Doch auch hier müssen wir erkennen: Diese Tiefschläge gehören dazu. Viele dieser erfolgshemmenden Zustände entstehen dann, wenn man Sie genauer ansieht, wiederum aus der Tatsache, dass man es nicht allen Menschen Recht machen kann.
Das Angebot hat einfach nicht zum Kunden gepasst. Die Zielgruppe war einfach nicht von unseren Aktivitäten überzeugt, usw..
Das Schlimmste, was Sie jetzt tun können ist, die Flinte sofort ins Korn zu werfen, weil eine Gegenwelle eintritt. Nein! Viel besser ist es, zu analysieren, warum das eine oder andere nicht funktioniert, um dann einen optimierten Weg einzuschlagen. Denn eines muss uns klar sein: Gerade in der Anfangsphase von neuen Produkten, Projekten, usw. kommen die Tiefschläge genau deswegen, weil Sie noch keine ausreichenden Erfahrungswerte haben. D.h. Sie haben vielleicht Pech gehabt, dass Sie genau an jene Kunden gekommen sind, die Ihre Vorgehensweise, Ihr optimales Preis-Leistungs-Verhältnis, Ihre Angebots-Palette ablehnen. Wenn Sie ein bisschen länger durchhalten, kommen Sie vielleicht dann zu jenen, die es genau anders sehen. Die Ihnen applaudieren.
Genauso verhält es sich auch beim Preis-Niveau. Manche Menschen sind nur über den billigen Preis zu ködern. Manche sind bereit, für den MehrWert tiefer in die Tasche zu greifen. Manche Personen vertreten beide Modelle gleichzeitig. Einmal sind Sie nur bereit „JA“ zu sagen, wenn Sie ein Schnäppchen erhalten, wenn der Preis extrem günstig ist. Nur einige Momente später sind Sie auf einmal bereit, für einen besonderen MehrWert, den sie haben wollen, tiefer in die Tasche zu greifen.
Das Wichtigste ist: Bleiben Sie Ihrer Linie treu! Wie gesagt, konstruktive Kritik können Sie jederzeit annehmen und überlegen, ob man das eine oder andere auf Ihren Weg optimieren kann. Das wird immer wieder der Fall sein.
Sich komplett zu verbiegen, zu versuchen, es immer der Zielgruppe, Kunden, Geschäftspartnern, Mitarbeitern Recht zu machen, sollten Sie auf alle Fälle vermeiden. Er führt ins absolute Chaos! Irgendwann sind Sie dann nicht mehr in der Lage, dass ein positiv wirkendes Profil entstehen kann und sich erfolgsfördernd festigt. Auf einmal wird es schwammig. Und dann werden Sie feststellen, dass Sie genau so wenig ankommen, weil Sie nun auch für jene nicht mehr attraktiv sind, von denen Sie vorher den Applaus bekommen haben.
Verbiegen Sie sich nicht, sondern ziehen Sie Ihre Linie durch. Verfolgen Sie Ihre Strategien konsequent und nehmen Sie nur Optimierungs-Vorschläge an, von denen auch Sie überzeugt sind, dass sie sinnvoll sind.
Noch ein kleiner Nachschlag zum Schluss: Es macht auch irrsinnig Spaß, sich nicht zu verbiegen. Einmal NEIN zu sagen und sich treu zu bleiben. Besser die anderen stehen dann verwundert im Regen als bei Ihnen ziehen die Gewitterwolken aufziehen.